Band 2,2: Instrumente des Sehens
Instrumente des Sehens
Angela Fischel (Hg.)
2004
ISBN: 978-3-05-004063-9
Obwohl moderne Bildtechniken, wie die Elektronenmikroskopie, längst die Bereiche des sichtbaren Lichtes und somit die Dimensionen des menschlichen Auges verlassen haben, liefern sie oft klassisch perspektivische Visionen des Mikrokosmos. Die Perspektive, der Schattenwurf oder die Farbsemantik der visuellen Kultur leben in modernsten Bildtechnologien weiter. Entgegen einem Mythos der Technikgeschichte, der suggeriert, dass neue Apparate immer besser und weiter zu sehen geben, haben diese jedoch kaum noch etwas mit der Physik des Sehens zu tun. Vielmehr sind auch diese Apparaturen, genau wie ihre historischen Vorläufer, eingebunden in ein dichtes Gefüge aus Sehgewohnheiten und technischen Möglichkeiten. Die Bilder visueller Instrumente stellen zudem mehr dar als den ‚bloßen Gegenstand‘. Prägend für diese Bilder sind auch die Spuren des bildgebenden Apparates, die Werkzeuge der Präparation, technische und nicht zuletzt wirtschaftliche Utopien.
Bilder als Element einer Technik zu begreifen, bedeutet also nicht, sie auf den bloßen Effekt einer spezifischen Technik zu reduzieren. Als Part von Maschinen, Apparaturen oder Instrumenten können sie – gemäß der zweiten Wortbedeutung von ‚Technik‘ – als Felder von Handlungen und Fertigkeiten angesehen werden, in denen die visuelle Beschreibung gleichbedeutend mit Zurichtung ist. Der Band „Instrumente des Sehens“ widmet sich der Frage, inwieweit Wahrnehmung auch Bearbeitung meint und inwieweit Wahrnehmungstheorien demzufolge auch Handlungsregeln implizieren.
Inhalt | PDF
Jochen Hennig: Vom Experiment zur Utopie: Bilder in der Nanotechnologie
Franziska Brons: Das Versprechen der Retina. Zur Mikrofotografie Robert Kochs
Susanne Deicher: Mikroskopische Bilder der Nervensysteme in Sigmund Freuds Publikationen der 70er und 80er Jahre
Christian Sichau: Wissenschaftliche Instrumente und das Bild der Wissenschaft
Ein Bild und seine Geschichte – Dalenpatius sieht etwas, das Leeuwenhoek nicht sieht
Erna Fiorentini: Subjective Objective.The Camera Lucida and Protomodern Observers
Peter Bexte: Augen wie Blindenhunde. Diderot im Salon
Philip Steadman: Vermeer and the Problem of 'Painting' Inside the Camera Obscura
Brains on Fire – Bilder in der Nanobiologie. Ein Gespräch der „Bildwelten des Wissens“ mit Randolf Menzel und David Poeppel